Navigation überspringen

Traumatherapie

In unserer Klinik werden Traumafolgestörungen behandelt.

Zu bedenken ist hierbei, dass Traumafolgestörungen selten isoliert auftreten. Häufig bestehen weitere komorbide psychische Erkrankungen, diese können mitbehandelt werden. Häufig treten bei Menschen mit Traumafolgestörungen auch komorbide Suchtprobleme auf. Unsere Klinik verfügt über ein suchtspezifisches „know how“, sodass komorbide Suchtprobleme in der Regel mitbehandelt werden können.

Die Basis unseres Konzeptes basiert auf einer interdisziplinären Teamarbeit. Es finden regelmäßig Teamsitzungen mit Psychologen, Ärzten, Ergotherapeuten, Sporttherapeuten und Sozialarbeitern statt.

Da es sich bei Traumafolgestörungen oft um ein multidimensionales Phänomen handelt, führt die gemeinsame Betrachtung aller Dimensionen zu einer angemessenen Erfassung der psychischen Beschwerden. Diesem Anspruch muss selbstverständlich auch auf der Ebene der therapeutischen Rahmenbedingungen nachgekommen werden.

So kommen psychiatrische, psychologische, soziale und körpertherapeutische Behandlungselemente möglichst parallel zum Einsatz. Die Erfüllung dieser Anforderungen ist nur in Einrichtungen möglich, in denen ein multiprofessionelles Team zur Verfügung steht.

Das Reha-Zentrum Bad Pyrmont arbeitet multimodal in einem multiprofessionellen Team.

Die wesentlichen Ziele eines interdisziplinären-multimodalen Behandlungssettings sind die Wiederherstellung bzw. Verbesserung der durch das Trauma bedingten Problembereiche und die Funktionsfähigkeit sowie Aktivität sowie die berufliche Wiedereingliederung bzw. Erhalt der Erwerbsfähigkeit und die Verbesserung der Lebensqualität durch eine Reduktion der Traumafolgestörungen.   

Es kommen schulenübergreifend verhaltenstherapeutisch, tiefenpsychologische und systemische Angebote zum Tragen und werden im Behandlungssetting umgesetzt und durch integrative Ansätze ergänzt. Durch das Vorhalten einer schulenübergreifenden Ausrichtung wird eine individuelle Schwerpunktsetzung innerhalb der psychologischen Traumatherapie ermöglicht. So können traumatisierte Menschen mit einer überwiegend somatischen Verarbeitungsweise zusätzlich z.B. an einem Schmerzbewältigungsprogramm teilnehmen, es werden vor allem Rehabilitanden mit einem hohen psychogenen Anteil und einem komorbiden Problembereich eine zusätzliche Angst- bzw. Depressionsgruppe oder Abhängigkeitsbewältigungsgruppe besuchen können.

Das Kernstück des psychotherapeutischen Angebotes ist die sogenannte „Traumagruppe“ mit psychoedukativen Inhalten, in der Informationen über Traumafolgestörung, neurobiologische Veränderung, weitere Behandlungsmöglichkeiten und Stabilisierungstechniken vermittelt werden, um eine weiterführende Traumatherapie vorzubereiten. Dabei wird unter anderem bewusst die Gruppendynamik zur Stabilisierung eingesetzt.

In dieser ersten Phase der Stabilisierung versuchen die Betroffenen mit Begleitung ihrer Therapeuten Fähigkeiten zur Regulation von Gefühlen und inneren Spannungen wiederzuerlangen.

Es geht darum, das Erlebte zu begreifen und Erinnerungslücken zu schließen.   Vielen Betroffenen hilft es, sich einen Rückzugsort vorzustellen, um Sicherheit zurückzugewinnen, z. B. der so genannte „sichere Ort“.

Um die Kontrolle über beherrschende Bilder des Traumas zurückzuerlangen, gibt es verschiedene Imaginationstechniken. So können die Rehabilitanden z. B.  versuchen, die Bilder in einem imaginären Tresor einzuschließen, sodass sie wieder selbst entscheiden können, wann sie diese Erinnerungen hervorrufen und somit eine Kontrolle erlangen.

Gelegentlich reicht die Stabilisierungsphase bereits aus, um eine traumatische Erfahrung zu bewältigen.  Häufig bedarf es jedoch einer weiteren Behandlung durch Konfrontation. 

In der Integrationsphase geht es dann um die Einordnung des Erlebten in die persönliche Lebensgeschichte.

Diese Bereiche der psychologischen Traumatherapie sind sowohl für die Einzelbehandlung wie auch für die Gruppentherapie gleichermaßen relevant und umfassen:

  • Erweiterung des subjektiven Traumaverständnisses durch bio-psycho-soziale Aspekte,
  • Persönlichkeitsveränderungen im sozialen Kontext durch die Traumaerfahrung,
  • Verbesserung der Selbstwahrnehmungsfähigkeit als Grundlage zur Analyse stressfördernder Bedingungen,
  • Vermittlung spezieller Psychomethoden zur Emotionsregulation, Steigerung der Entspannungsfähigkeit und Stabilisierungverfahren,
  • Behandlungsansätze und neue Verfahren kennenlernen,
  • Verbesserung von Problemlösungsfähigkeiten im Umgang mit privaten oder berufliche Belastungssituationen und Konflikten,
  • Aktivierung gesunder Anteile zur Stärkung persönlicher und  sozialer Ressourcen,
  • Abbau von angstbezogenem Vermeidungsverhalten und Förderung einer positiven Grundstimmung,
  • Distanzierung von destruktiven Anspruchshaltungen und Entwicklung realistischer Zukunftsperspektiven,
  • Skilltraining.

Dem Skilltraining kommt eine besondere Bedeutung bei der Spannungsregulation zu. Es werden Verhaltensweisen und Mechanismen vermittelt, die ihrerseits ein zielförderndes Alternativver- halten fördern. So kann man den Rehabilitanden eine effektive Handlungsalternative zu ihrem bestehenden Problemverhalten anbieten.

Neue, nicht dysfunktionale Verhaltensweisen sollen erlernt, trainiert und im besten Falle automatisiert werden, um auch in Hochspannungs- und Stressphasen schnell und sicher angewendet werden zu können. Mittels der richtigen Skills zur richtigen Zeit können so dissoziative Symptome aktiv unterbrochen werden, z. B. mit dem sogenannten Dissoziationsstopp

Die medikamentöse Therapie ist eine Säule der multimodalen Traumatherapie und hat die Aufgabe einer langfristigen, anhaltenden emotionalen Stabilisierung. Bei bereits erfolgter affektiver medikamentöser Einstellung ist deren unveränderte Weiterführung gewährleistet. Kommen die Rehabilitanden mit einer unzureichenden Medikation zur Aufnahme, steht neben der Motivationsarbeit (Compliance) das Austesten von Medikamenten nach dem Richtlinien- verfahren im Vordergrund.

 

Die Sporttherapie als gruppenorientierte Therapie stellt die körperliche Belastbarkeit der Rehabilitanden unter Berücksichtigung von gruppendynamischen Aspekten wie einer moti- vierenden Gruppensituation in den Vordergrund.

Hier kommt es zu einer Verbesserung des Körpergefühls, des Selbstbewusstseins und einer Steigerung der sozialen Kompetenz, z. B. Ergometertraining, medizinisches Funktionstraining, Walking, Drums Alive oder Tai-Chi.

Berührung, Zuwendung, Wärme und mechanische Impulse als wesentliche Komponenten der passiven Therapieverfahren, z. B. durch Massagen, kommen bei den Rehabilitanden zur Anwendung, die eine Berührung tolerieren.

Diese Themen könnten Sie auch interessieren: