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Schwerpunkt Psychosomatik

In der Schwerpunktklinik für Psychosomatische Medizin behandeln wir

  • Affektive Störungen wie Depressionen oder burn-out-Syndrome
  • Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
  • Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren
  • Psychologische Faktoren oder Verhaltensfaktoren bei andernorts klassifizierten Krankheiten, z. B. Asthma bronchiale, Colitis ulcerosa, Dermatitis, Magenulcus, Morbus Crohn, Colon irritabile, Tinnitus)
  • Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
  • Posttraumatische Belastungsstörungen
  • Co-morbide Suchtprobleme
  • Zwangsstörungen
  • Angsterkrankungen
  • Chronische Schmerzstörung

Begleiterkrankungen wie Krankheiten des Herz- und Kreislaufsystems oder Stoffwechselerkrankungen können selbstverständlich mitbehandelt werden.

Was ist Angst?

Angst ist wahrscheinlich das grundlegendste unserer Gefühle. Obwohl Angst oftmals unangenehm ist, ist sie nicht gefährlich, sondern ein normales Gefühl, mehr noch, eine biologisch sinnvolle Reaktion mit einem hohen Überlebenswert, die als wichtiges Signal für Bedrohungen im Laufe von vielen tausend Jahren Evolutionsgeschichte entstanden ist. Sie kann die Aufmerksamkeit erhöhen und uns auf schnelles Handeln vorbereiten.

Dabei äußert sich die Angst in körperlichen Reaktionen wie z.B. Herzrasen, Schwitzen, Muskelanspannung, Atemnot, Gedanken wie z.B. "Das ist gefährlich", "Das könnte mir schaden" und Verhalten wie z.B. Flucht, Vermeidung oder hilfesuchendes Verhalten. Diese drei Bestandteile hängen zwar im Allgemeinen zusammen, müssen aber nicht immer gleichzeitig oder gleich stark auftreten. Manche Menschen nehmen mehr die körperliche Komponente der Angst wahr, während andere Menschen mehr die Gedanken- oder Verhaltenskomponente wahrnehmen.

Wenn die Angst zum Problem wird

Behandlungsbedürftige Ängste liegen dann vor, wenn die Angstreaktionen der Situation nicht angemessen sind, die Angst unangemessen häufig, lange und intensiv auftritt, die Betroffenen keine Möglichkeit zur Erklärung, Reduktion und Bewältigung der Angst haben, die Angst quälend wird und den Lebensvollzug erheblich einschränkt.

Es gibt verschiedene Formen von Angststörungen wie z.B. plötzlich und scheinbar grundlos auftretende Panikattacken, körperbezogene Ängste, Ängste vor Situationen in der Öffentlichkeit (im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, von anderen Personen beobachtet und bewertet zu werden, als dumm, ungeschickt aufzufallen etc.), Ängste, eine Situation nicht verlassen zu können, umzufallen und ohne Hilfe zu sein (Menschenmengen, Kaufhäuser, öffentliche Verkehrsmittel, alleine sein etc.) oder andere spezifische Ängste wie Angst vor Tieren, Höhe etc.

Nicht selten verändert sich infolge der Ängste das gesamte Leben. Depressionen, sozialer Rückzug, Kontaktverlust sowie zunehmende Abhängigkeit von anderen Menschen können ebenso Folgen lang anhaltender Ängste sein wie wachsende berufliche und familiäre Probleme.

Wie entstehen Angststörungen?

Zahlreiche Faktoren können zur Entstehung von Angststörungen beitragen, z.B. eine körperlich bedingte Bereitschaft, mit Angst zu reagieren, ein besonders belastendes Lebensereignis, aber auch lang andauernde, alltägliche Belastungen, die den Körper unter dauerhaft hoher Anspannung halten.

Der erste Angstanfall entsteht meist in alltäglichen Situationen, in denen wir körperliche Beschwerden wie Atemnot, Schwindel oder Herzrasen empfinden. Dies bedeutet nicht automatisch, dass eine gefährliche Situation vorliegt. Diese Symptome könnten ebenso eine körperliche Reaktion auf Anstrengung oder Stress sein. So kann jemand, der mit knapper Not seinen Zug erreicht hat, Atemlosigkeit und Herzrasen auf seinen eiligen Gang zurückführen. Er kann die Ursache des Herzrasens aber auch darin sehen, dass er sich im Zugabteil unangenehm beengt fühlt. Die Atemlosigkeit wird bei dieser Deutung plötzlich zur Atemnot und es entsteht der Eindruck, in engen Räumen nicht genug Luft bekommen zu können. In diesem Fall wird die gesamte Situation als bedrohlich erlebt. Die Körpersignale werden als Zeichen der Angst gedeutet. Dass aus einem ersten Angstanfall eine dauerhafte Angststörung entstehen kann, hängt damit zusammen, dass die Betroffenen den Angstanfall als einen extrem unangenehmen Gefühlszustand erfahren und fürchten, er könne sich wiederholen. Sie versuchen deshalb, Angst auslösende Situationen zu vermeiden. So entsteht die "Angst vor der Angst", ein Teufelskreis aus Befürchtung und Vermeidung. Dabei unterscheidet der Körper nicht, ob es sich um eine wirklich existierende Gefahr handelt oder um reine Erwartung. Er aktiviert das "Alarmprogramm Angst", sobald man nur in die Nähe einer solchen Situation kommt, ja oft sogar schon beim bloßen Gedanken.

Therapeutische Strategien

Unser kognitiv-verhaltenstherapeutisches Konzept hat sich als wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeit für Angststörungen bewährt und zeigt auch in Langzeituntersuchungen eine sehr hohe Effektivität.

Allgemeine Ziele unserer Behandlung sind die Bewältigung der Ängste, der Abbau von Vermeidungsverhalten sowie die Steigerung von Lebensqualität, Lebensfreude und Bewegungsfreiheit im Alltag. Der erste Schritt hierbei liegt in der genauen Analyse der Angsterkrankung und ihrer verschiedenen vorausgehenden, auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen. Es wird gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten ein plausibles Erklärungsmodell sowie ein ganz persönlicher Behandlungsplan mit individuellen Auswegen aus dem Teufelskreis der Angst erstellt. Unerlässlich ist dabei - nach einer entsprechenden Vorbereitung - eine schrittweise Konfrontation mit den Angst auslösenden Situationen und der Verzicht auf das Vermeidungsverhalten, um zu erleben, dass die Angstreaktion nachlässt und der Teufelskreis der Angst unterbrochen werden kann.

Dieses Vorgehen führt zu einer stabilen Reduktion von Angst, einer Erweiterung des Verhaltensspielraums und zum Aufbau von Selbstwirksamkeit. Ergänzt wird dieses Therapieangebot durch gezielte Entspannungsmethoden (PMR, Atementspannung, Tai Chi, Biofeedback), die Förderung von Kompetenzen und Aktivitäten sowie das Erlernen von neuen Strategien im Umgang mit belastenden Situationen z.B. im Rahmen von Depressionsbewältigungstraining, Selbstsicherheitstraining, Problemlösetraining, Genusstraining, Ergo- und Kunsttherapie, Sport- und Physiotherapie und Soziotherapie.

Wenn der Schmerz sich verselbständigt

Während akute Schmerzen nur eine kurze Zeit andauern und als eine Art Warnsignal des Körpers verstanden werden können, lässt sich bei chronischen Schmerzen häufig keine eindeutige Schmerzursache finden. Chronische Schmerzen werden als quälend und zermürbend erlebt, weil sie meist ständig auftreten. Die Betroffenen fühlen sich trotz ihrer verzweifelten Bemühungen, dagegen anzukämpfen, hilflos und massiv eingeschränkt. Die Leistungsfähigkeit und die Belastbarkeit nehmen ab.

Depressionen, Hoffnungslosigkeit sowie sozialer Rückzug sind oftmals die Folgen. Auch in ihrer Familie fühlen sich die Patienten meist nutzlos oder als Last und haben Angst, ihre Aufgaben als Ehepartner oder Elternteil nicht mehr erfüllen zu können.

Was sind unsere Behandlungsziele?

  • In erster Linie möchten wir unseren Patientinnen und Patienten helfen, ihre Schmerzen zu lindern und besser zu bewältigen. Wesentliche Teilziele dabei sind:
  • weniger auf Schmerzmittel angewiesen zu sein,
  • die schmerzbedingten Beeinträchtigungen und Folgeerscheinungen (wie sozialer Rückzug, Depressionen, Verlust der Lebensfreude etc.) zu reduzieren,
  • die Fähigkeit der Betroffenen zur Schmerzbewältigung zu verbessern,
  • im Alltag wieder aktiver zu werden,
  • und somit wieder mehr Lebensqualität in wichtigen Bereichen wie Familie, Freizeit und Arbeit zu erreichen.

Wie behandeln wir Chronische Schmerzen?

Der Schwerpunkt unserer Behandlung liegt nicht auf medikamentösen, sondern psychotherapeutischen Behandlungsmethoden

Unser therapeutisches Konzept basiert auf einem integrativen verhaltensmedizinischen Ansatz. Darin werden medizinische, psychologische und psychotherapeutische Erkenntnisse in einem Gesamtbehandlungsplan integriert. Es wird der Tatsache Rechnung getragen, dass bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von chronischen Schmerzen sowohl biologische, psychologische als auch soziale Faktoren eine wichtige Rolle spielen.

Wichtige Bestandteile unseres Behandlungsprogramms

Schmerzbewältigungsgruppe, allgemeine Psychotherapiegruppe, Einzelgespräche: hier werden psychologische Theorien der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung erörtert, Möglichkeiten zu einem verbesserten Umgang mit den Schmerzen im Alltag vorgestellt und eingeübt. Hierzu gehören u.a. die Fähigkeiten, die eigene Aufmerksamkeit gezielt von den Schmerzen weg auf angenehme Dinge des täglichen Lebens hinzulenken, schmerz-verstärkende und -lindernde Bedingungen genauer zu beobachten und auszuwerten, psychische und körperliche Belastungen abzubauen und trotz der Schmerzen sein Leben wieder positiv und optimistisch zu gestalten. Die Patienten haben vor allem im Rahmen der Schmerzbewältigungsgruppe die Möglichkeit, ihre Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig bei der Suche nach effektiven Möglichkeiten der Schmerzbewältigung zu unterstützen. Ferner können familiäre und berufliche Belastungen im Hinblick auf ihre Funktion bei der Aufrechterhaltung der chronischen Schmerzen und entsprechende Bewältigungsmöglichkeiten diskutiert werden.

Entspannungstraining
Viele Menschen stehen unter einer ständigen Anspannung, welche die Entstehung der Aufrechterhaltung von unterschiedlichen Schmerzsyndromen fördern kann. Aus diesem Grund besteht die Möglichkeit, verschiedene Entspannungsverfahren zu erlernen (PMR, Atementspannung; Yoga, Tai Chi, Schmerz- und Spannungsreduktionstechniken nach Zilgrei)

Biofeedback
Beim Biofeedback kann computerunterstützt über verschiedene Messverfahren veranschaulicht werden, wie eng der Zusammenhang zwischen psychischen und körperlichen Prozessen ist. Durch die direkte Rückmeldung von physiologischen Veränderungen (Muskelspannung, Herzrate, Blutdruck etc.) können Patienten lernen, die eigenen Schmerzen zu beeinflussen oder eine tiefere Entspannung zu erreichen.

Sport- und Bewegungstherapie
Diese Therapieform dient zum einen der körperlichen und seelischen Aktivierung, so dass die eigene körperliche Belastungsfähigkeit überprüft und erweitert werden kann. Zum anderen werden auch Verfahren angeboten, welche die Körperwahrnehmung und Körperakzeptanz unterstützen.

Gestaltungstherapie
Durch nichtverbale Medien (wie Malen oder bildnerisches Gestalten) werden Möglichkeiten eröffnet, einen neuen Zugang zu Gefühlen, Einstellungen und seelischen Konflikten zu bekommen sowie persönliche Kreativität zu erfahren und weiterzuentwickeln.

Physikalische Therapie
Physikalische Therapie, Bäder, Massagen, Elektroreiz-behandlung etc. sind in vielen Fällen angebracht, um Wege zu einem besseren körperlichen Empfinden aufzuzeigen.

Sozialtherapie
Unser Sozialdienst befasst sich mit Hilfsmaßnahmen.Fragen nach einer beruflichen Wiedereingliederung oder Neuorientierung sowie soziale und finanzielle Problemen können geklärt werden. Der Sozialdienst vermittelt und betreut auch Belastungserprobungen an Arbeitsplätzen, die oftmals unter dem Aspekt der beruflichen Wiedereingliederung bedeutsam sind.

Depressive Erkrankungen sind Krankheitsbilder, die sich unter anderem in Niedergeschlagenheit, Gefühlsverlust, innerer Leere und Genussunfähigkeit äußern. Begleitend kann man eine ganze Reihe von körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen feststellen:

  • Schmerzen im Kopf-, Herz-, Halsbereich
  • Bauchbeschwerden, Verdauungsbeschwerden
  • Schlafstörungen
  • Verlangsamung und Hemmung der Bewegungen
  • trauriger oder starrer Gesichtsausdruck
  • innere Unruhe oder Antriebslosigkeit
  • Interessenverlust, Selbstvorwürfe, Schuldgefühle
  • Entscheidungs- und Entschlussunfähigkeit, Grübeln
  • Konzentrationsstörungen, Gedächtnisstörungen
  • Mühe, Gespräche zu führen und ihnen zu folgen
  • Schwierigkeiten, Kontakte zu knüpfen
  • Nachlassen des sexuellen Interesses
  • Appetitstörungen
  • Selbstmordgedanken

Die Gefühle, der Lebenswille und die Arbeitskraft sind davon unmittelbar betroffen, ebenso das familiäre Umfeld. Es kommt oft zu sozialem Rückzug und Vereinsamung. Die Betroffenen fühlen sich von den Mitmenschen unverstanden, können ihre Freude nicht teilen und ziehen sich mehr und mehr zurück

Therapeutische Möglichkeiten

Menschen mit depressiven Störungen haben gute Chancen auf Heilung bei rechtzeitiger Unterstützung durch einen Facharzt bzw. Psychotherapeuten. Neben einer Analyse der Ursachen für die Entstehung der depressiven Störungen können Medikamente, sogenannte "Antidepressiva", erste Schritte einer Therapie sein.

Eine stationäre oder teilstationäre Behandlung bietet eine Kombination aus medikamentöser Behandlung (die nicht immer erforderlich ist) und kognitiver Verhaltenstherapie an und damit gute Voraussetzungen, die Krankheit zu überwinden. In Gruppen- und Einzeltherapien lernt der Patient, Antrieb zu entwickeln, sein Selbstbewusstsein zu stärken und Genussfähigkeit aufzubauen. Sie trauen sich wieder etwas zu und erleben, dass sich Ihre Befindlichkeit verändert und Sie allmählich wieder Lebensfreude empfinden können.

Ein weiteres Ziel besteht darin, diejenigen Gedanken zu identifizieren, die depressiv und mutlos machen können. Sie gilt es zu modifizieren. Statt ihrer werden alternative Denkweisen erarbeitet, die helfen können, sich in eine bessere Stimmung zu versetzen. Neben diesen eher gedanklichen und emotionalen Therapieelementen bieten unter anderem Sport- und Bewegungstherapien eine Palette von Möglichkeiten, den eigenen Körper wieder als leistungsfähig zu erleben. Im Mittelpunkt stehen freude- und erlebnisbetonte Aktivitäten (Spielformen, Gruppentraining, Sport in der Natur), die die Kondition verbessern und einen positiven Bezug zum Körper herstellen.

Leidensweg ohne organische Ursache

Unter somatoformen Störungen versteht man körperliche Beschwerden, die die Form körperlicher Erkrankungen annehmen, sich jedoch nicht organisch nachweisen lassen.

Häufig leiden Betroffene nicht nur an einem Symptom, sondern an mehreren Beschwerden gleichzeitig. Die Beschwerden können wechseln und sehr hartnäckig sein. Um von einem Krankheitsbild der somatoformen Störung sprechen zu können, muss eine dauerhafte (mindestens 6 Monate lange) vorhandene Beeinträchtigung vorliegen.

Ein weiteres Merkmal somatoformer Beschwerden ist, dass sie in unterschiedlichsten Stärken auftreten können. Obwohl die Beschwerden als sehr intensiv erlebt werden, finden Ärzte keinen körperlichen Befund. Im Idealfall schließt der Arzt durch seine Untersuchungen eine körperliche Ursache und eine eventuelle Gefahr für das Leben aus. Wahrscheinlich stellt er eher eine vermeintliche Diagnose, die die vorhandenen Beschwerden fachsprachlich beschreibt, allerdings keine organischen Ursachen und seelischen Einflüsse einbezieht. Dies führt zu einer großen Verunsicherung des Betroffenen.

Die Folge sind weitere Untersuchungen und Ärztewechsel mit der großen Hoffnung, eventuell übersehene organische Erkrankungen zu finden. Dabei kann der Betroffene in eine regelrechte "organische Sackgasse" geraten und die Einleitung wichtiger Therapien wird dadurch verhindert.

Häufige somatoforme Beschwerden

  • Kopfschmerzen/Gesichtsschmerz
  • Bauchschmerzen/ Magenschmerzen
  • Übelkeit, Druckgefühl, Kribbeln, "Unruhe im Bauch"
  • Herzrasen, Herzstolpern
  • Hitzewallungen, Erröten
  • übermäßig schnelles Ein- u. Ausatmen
  • Rückenschmerzen
  • Brustschmerzen
  • Völlegefühl, Blähungen
  • Brennen in Brust u. Magenbereich
  • Schweißausbrüche
  • Atemnot
  • unangenehme Kribbelempfindungen

Betroffenen leiden sehr unter dem Verlust der Lebensqualität. Wiederholte diagnostische Untersuchungen, operative Eingriffe, alternative Heilverfahren, Einnahme von Arzneien, Physiotherapien, Osteopathien, Akupunktur, etc. nehmen viel Zeit in Anspruch, bringen nur eine vorübergehende Linderung der Beschwerden und führen in einen regelrechten Teufelskreis. Dazu kommt der erlebte Verlust der körperlichen Belastbarkeit, der beruflichen Aufgaben und der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Die Verzweiflung kann so stark werden, dass sich Depressionen und Ängste einstellen.

Ursachen

Ursachen somatoformer Beschwerden liegen in einem Wechselspiel von biologischen, seelischen und gesellschaftlichen Faktoren.

Beispiele für biologische Faktoren

  • Vererbungsprozesse
  • Störungen der Stoffwechselabläufe der Botenstoffe im Nervensystem
  • Störungen der Stoffwechselabläufe des körpereigenen Cortisol (Stresshormon)
  • Beispiele für seelische Faktoren
  • Lernerfahrungen in der Familie (Umgang mit Krankheit und körperlichen Beschwerden)
  • seelische Erschütterungen oder Schocks (Gewalt, Missbrauch)
  • allgemeine Ängstlichkeit
  • Neigung zur Selbstbeobachtung

Beispiele für gesellschaftliche Faktoren

  • niedriger sozialer Status
  • Arbeitslosigkeit
  • Scheidung
  • Verlusterlebnisse
  • Alkoholkrankheit
  • Ungünstiges Verhalten unterstützt den meist langwierigen Verlauf der somatoformen Störung:
  • ständiges Achten auf körperliche Missempfindungen
  • eingeengter Gesundheits- bzw. Krankheitsbegriff
  • Abhängigkeit von der ärztlichen Rückversicherung
  • Unterstützung der Krankenrolle durch die Angehörigen
  • falsche Befundmitteilungen durch Ärzte

Therapeutische Möglichkeiten

Eine wirksame Therapie erfordert die Analyse des eigenen Verhaltens. Wir erarbeiten mit Ihnen ein bio-psycho-soziales Krankheitsmodell. Unsere verhaltensmedizinische Behandlung soll dazu beitragen, belastende, zunächst unerkannte Ereignisse und die Zusammenhänge zu den aktuellen Beschwerden zu erkennen.

Dazu gehört weiterhin das Führen eines Befindlichkeitstagebuchs, Hilfe bei der Änderung der Gedanken und der Einstellungen bezüglich der somatoformen Beschwerden, das Erlernen von Entspannungstechniken, ein gezielter Aktivitätenaufbau und das Erarbeiten einer alltagstauglichen Rückfallprophylaxe.

Durch das Erleben von Selbststeuerung und Selbstwirksamkeit wird das Vertrauen in die Abläufe des eigenen Körpers gestärkt und aktiv gegen eine falsche Bewertung der Beschwerden gehandelt, im Sinne der Wiedererlangung einer erhöhten Lebensqualität.

Behandlungsbausteine

  • kognitiv-verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Einzelgespräche
  • Angst-, Depression-, Schmerzbewältigungstrainings
  • Problemlösetraining
  • Entspannungstraining (PMR, Atementspannung, Tai Chi, Biofeedback)
  • Genusstraining
  • Ergotherapie
  • Ernährungsberatung
  • Sport- und Physiotherapie

Stress und seine Folgen

Stress ist eines der am häufigsten verwendeten Schlagworte unserer Zeit. Jeder kennt aus Erfahrung Situationen, in denen er sich beruflich oder privat überlastet, gereizt, hektisch oder nervös fühlt. Stress ist an sich ein normales und gesundes Phänomen. So wie wir ohne körperliche Anstrengung weder Muskeln noch Ausdauer entwickeln, brauchen wir auch psychische Belastungen, um unser Verhalten einer sich ständig wandelnden Umwelt anzupassen und Neues zu erlernen.

Der menschliche Körper reagiert dabei wie vor Millionen Jahren, als unsere Vorfahren noch Jäger und Sammler waren. Er bereitet sich auf Flucht oder Angriff vor. Der Organismus mobilisiert kurzfristig sämtliche Reserven. Stresshormone werden freigesetzt. Sie mobilisieren Energiereserven wie Zucker und Fett, erhöhen den Blutdruck und die Pulsfrequenz und beschleunigen die Atmung. Die Muskulatur wird auf Leistung getrimmt. Andere Funktionen werden heruntergefahren wie die Immunabwehr, die Verdauung und Sexualfunktionen. Die Wahrnehmung engt sich auf Stressrelevantes ein.

Diese Stressreaktion soll es uns ermöglichen, uns schnell auf wechselnde Lebensumstände einzustellen, sie ist lebensnotwendig, vermag sogar die Leistungsfähigkeit, das Selbstvertrauen und das Wohlbefinden zu erhöhen, wenn man die Fähigkeiten besitzt, den Anforderungen gerecht zu werden und die freiwerdenden körperlichen Energien auch ausleben kann, aber: Geschieht dies nicht, z. B. bei überdosiertem oder lang andauerndem Stress, verändern sich die Reaktionen. Es kommt zur Überlastung, zur Überforderung.

Überforderung führt zur Einengung der Wahrnehmung und Informationsaufnahme (Scheuklappeneffekt). Außerdem nehmen Lern- und Gedächtnisleistungen messbar ab. Ständige Anspannung verbraucht übermäßig viel Energie, man ermüdet vorzeitig. Chronische Verspannungen ganzer Körperpartien können die Folge sein. Der mit Überforderung einhergehende Leistungsverlust lässt es zu gehäuften Fehlern, reduzierter Konzentrationsfähigkeit und Abnahme der Kreativität kommen. Die Unfallgefährdung und auch das Risikoverhalten nehmen zu. Und weil man insgesamt zu wenig Zeit für sich selbst aufwendet, wird auch weniger Wert auf gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung gelegt. Die Beziehung zu anderen Personen wird vernachlässigt und leidet zunehmend. Meist bleibt zudem im Sinne einer negativen Spirale immer weniger Zeit und Energie für Belastungsausgleich.

Das Resultat kann sein: Burnout - Irgendwann ist der Tank leer. Man hat das Gefühl, ausgebrannt zu sein. Nichts geht mehr leicht von der Hand. Viele Aufgaben, die sonst engagiert und motiviert bewältigt wurden, sind einem gleichgültig. Alles wird einem zu viel. Man ist lustlos, gereizt, nicht mehr leistungsfähig. Immer mehr psychosomatische Beschwerden wie Rücken- und Kopfschmerzen und Verdauungsstörungen stellen sich ein. Die Anfälligkeit für Infektionen wächst. Herzinfarkt und Schlaganfall können die Folge sein. Gerade hochengagierte Menschen, die einer dauerhaften Belastung ausgesetzt sind, erschöpfen sich auf diese Weise. Die Ursachen dafür sind in ständiger Kritik, ausbleibendem Lob und fehlender Entscheidungsfreiheit zu suchen.

Therapeutische Möglichkeiten

Wirksame Stressbewältigung erfordert die Analyse des eigenen Verhaltens. Wir erarbeiten mit Ihnen deshalb Ihr persönliches "Anti-Stress-Programm", d.h. individuelle, auf Ihre spezielle berufliche und private Lebenssituation abgestimmte Bewältigungsstrategien.

Unsere verhaltensmedizinische Behandlung soll dazu beitragen, belastende, zunächst unkontrollierbar erscheinende Ereignisse und die daraus resultierenden psychischen und körperlichen Beeinträchtigungen zu bewältigen, um wieder Handlungsspielräume wahrzunehmen, sie zu erproben und in der konkreten Lebensgestaltung umzusetzen. Durch das Erleben von Selbstwirksamkeit bei der Anwendung konstruktiver Strategien ist es dann auch wieder möglich, in den physiologischen Wechsel von Anspannung und Entspannung, der für unser Wohlbefinden so notwendig ist, zurückzukehren.

Zur Minderung der Stressfolgen sowie zum Erlernen und zur Stärkung von Kompetenzen kommen hierbei u.a. zum Einsatz:

  • kognitiv-verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Einzelgespräche
  • Angst-, Depressions-, Schmerz-und Tinnitusbewältigungstraining
  • Selbstsicherheitstraining, Problemlösetraining, Hilfen beim Zeitmanagement
  • Entspannungstraining (PMR, Atementspannung, Tai Chi, Biofeedback)
  • Genusstraining
  • Ergotherapie
  • Ernährungsberatung
  • Sport- und Physiotherapie

Ein Schwerpunkt in unserer psychosomatischen Schwerpunktklinik liegt in der Behandlung von Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Machen Menschen in ihrem Leben deutlich negative Erfahrungen, kommt es im besten Fall zu einer positiven Entwicklung ihrer Persönlichkeit im Laufe der Zeit mit Festigung oder Erweiterung von Bewältigungsstrategien.

Es gibt jedoch auch Fälle, in denen diese nicht oder nur ansatzweise gelingt.
Dies bedeutet, dass nicht jeder Mensch auf eine bedrohliche Situation in gleicher Weise reagiert. Es kann sich eine Traumafolgestörung entwickeln, wenn eine außergewöhnliche Bedrohung vorliegt, die subjektiv bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Als traumatisierend werden im Allgemeinen Ereignisse wie schwere Unfälle, schwere Erkrankungen, Naturkatastrophen oder Missbrauchserfahrungen bezeichnet.

Als psychische Reaktion ist zunächst einmal die akute Belastungsreaktion definiert. Dabei können die Selbstheilungskräfte bei vielen Betroffenen das Erlebte verarbeiten und als Bestandteil der Biografie gewertet werden. Wirken jedoch mehrere belastende Faktoren zusammen, können posttraumatische Symptome fortbestehen und auch chronifizieren. In der Regel sind die Betroffenen in ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und im Arbeitsleben eingeschränkt.

Entwicklung von Traumafolgestörungen

Mit bis zu 50 % entwickeln Menschen eine Traumafolgestörung nach Naturkatastrophen, Kriegserfahrungen und/oder Gewalt- bzw. sexuellen Missbrauchserfahrungen in der Kindheit. Jeder vierte Mensch, der Opfer von Gewalttaten oder Überfällen wird, entwickelt eine Traumafolgestörung.  Bei 10 % der Menschen nach schweren Verkehrsunfällen kommt es ebenfalls zu einer traumatischen Folgeerkrankung.

Kernsymptome bei Traumafolgestörungen

Als spezifische Symptome finden sich

  • Intrusionen (wiederholte unausweichliche Erinnerungen oder Wiederinszenierungen der
  • Ereignisse,  Tagträume und Träume),
  • Vermeidungsverhalten (Vermeidung von Reizen, die eine Wiedererinnerung an das Trauma hervorrufen können),
  • Gefühlsabstumpfung,
  • Hyperarousal (vegetative Übererregbarkeit)

Zusätzlich finden sich unspezifische Symptome wie Emotionsregulationsschwierigkeiten, Selbstverletzung, Suizidgedanken, Schreckhaftigkeit, Veränderungen des Selbstbildes, Schuldgefühle, Schamgefühle, Störungen der Beziehungsgestaltung, Nähe-, Distanz-, Regulationsprobleme, Dissoziationen, Störungen der Sexualität, Amnesien, Somatisierungsstörung, Konversionsstörungen, Schlaf-  und Konzentrationsstörungen, Verzerrungen im Denken, depressive Symptome und vorherrschend ängstliche Symptome.

Des Weiteren kommt es gehäuft zu komorbiden Störungen, insbesondere zu Substanzgebrauch und Abhängigkeitsstörungen.

Auch kommt es gehäuft zum Auftreten von chronischen Schmerzstörungen.

Das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell bei posttraumatischen Belastungsstörungen

Die vielfältigen Symptome sind in neurobiologischen Veränderungen durch das erlebte Trauma zu interpretieren. Insbesondere im Kindesalter kommt zu einem von dem Entwicklungsstand abhängigen Veränderungsprozess im Gehirn mit daraus resultierenden Folgen. Bei posttrauma-tischem Stress werden die Rezeptoren des Hippocampus blockiert, die eingehenden Reize können also nicht mehr biografisch, episodisch oder sprachlich abgespeichert werden. Das Gedächtnis speichert das Geschehen fragmentiert ab, was hauptsächlich zu den typischen fragmentierten Bildern unter Erinnerungssequenzen beiträgt. Das traumatische Stresserleben überflutet das Gehirn mit Kortikoiden und kann somit den Hippocampus schädigen. Der Hippocampus ist zuständig für die Gedächtniskonsolidierung: Ist der Hippocampus geschädigt, werden leichter Stressreaktionen erzeugt sowie Angstreaktionen ausgelöst. Bei Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen in der Kindheit hat man eine Minderung des Volumens des Hippocampus festgestellt. Somit können unsichere Situationen nicht ausreichend differenziert werden.

Das Broca-Areal verhindert dabei die Versprachlichung.

Der Hippocampus ist verbunden mit der Amygdala, die für die emotionale Bewertung des Geschehens zuständig ist und deren Wiedererkennung. Sie regt die Nervenzellen und Neurotransmitter an, die dann eine Stressreaktion auslösen, wenn ähnliche Aspekte/Trigger eines Geschehens wahrgenommen werden.

Die Amygdala ist bei Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung besonders aktiv. Dadurch steigt die Wahrnehmungs- und Reaktionsbereitschaft und führt zur häufigen Aktivierung des Stresssystems.

Zudem ist der frontale Cortex betroffen. Er dient bei seiner Aktivierung der emotionalen Regulation und mindert das Angsterleben. Bei einer posttraumatischen Belastungsstörung zeigt sich, dass der mediale Cortex weniger aktiv ist. Studien haben ergeben, dass die Auswirkung des Bindungsverhaltens im Kindesalter sehr zur Steuerung der Emotion beiträgt. Schädigungen durch Missbrauch, Gewalt und Vernachlässigung sind daher besonders eingreifend in die Entwicklung des Gehirns und haben tlw. lebenslange negative Folgen im Bindungsverhalten und in der Emotionsregulation.

Die psychischen Faktoren, die eine posttraumatische Belastungsstörung kennzeichnen sind zu verstehen in der Unfassbarkeit des Geschehens. Es werden Gefühle ausgelöst von Ausweglosigkeit, Hilflosigkeit, Schutzlosigkeit und Todesangst. Bei der Traumatisierung kommt es bei den Betroffenen zu körperlichen, kognitiven und emotionalen Reaktionen.

Auf der körperlichen Ebenen tritt häufig eine massive Stressreaktion ein, diese zeigt sich durch körperliche Angstreaktion.

Auf der kognitiven Ebene kommt es häufig zu dem Gedanken, dass man gleich stirbt, in einigen Fällen zur Amnesie über das Geschehene.

Die emotionale Reaktion kann sowohl stark emotionalisiert sein, als auch emotional herunterreguliert mit dem Erleben einer emotionalen Starre und das Erleben des Traumas in einer Art emotionaler Taubheit.

Der soziale Aspekt beeinflusst die Bewältigungsfähigkeiten. Hilfe und Unterstützung im familiären und therapeutischen Bereich sowie ein sicheres soziales Umfeld wirken sich hier positiv aus. Auch kulturelle Einflüsse können sich sowohl positiv, als auch negativ auswirken. Nach wie vor sind noch vorhandene Tabuthemen in unserer Gesellschaft als prognostisch ungünstig zu bewerten.

Das Zusammenwirken der genannten Faktoren führt zu einem bio-psycho-sozialen Krankheits- verständnis, dem ein auf allen Ebenen mitdenkendes Konzept zugrunde liegt. Durch  die Forschungen der letzten Jahre kann als gesichert gelten, dass folgende psychische und soziale Faktoren im Rahmen einer bio-psycho-sozialen Vernetzung auch auf das individuelle Leiden bei einer posttraumatischen Belastungsstörung Einfluss nehmen:

  • verstärktes Stresserleben,
  • Probleme beider Emotionsregulation,
  • Bindungsverhalten,
  • eigene Bewältigungsstrategien,
  • komorbide Störungen wie Angst, Depressionen und Abhängigkeitserkrankungen,
  • kulturelle und gesellschaftliche Faktoren